Geschichte

Das historische Lexikon der Schweiz beschreibt die grosse gesellschaftliche Bedeutung der Musikgesellschaften im 19. und 20. Jahrhundert. Diese nahm erst mit der Einführung von Jugendmusikschulen in den 1970er Jahren etwas ab. Vor dem Zeitalter von Grammophon und Radio verbreiteten die Blasmusikkapellen bei Platz- und Promenadenkonzerten die populären Melodien aus Oper, Operette und Volksmusik. Aus den Anfangszeiten der Musikgesellschaft Möriken-Wildegg sind kaum Unterlagen vorhanden. Die Chronik berichtet von Tanz- und Unterhaltungsmusik im Rahmen von Aktivitäten der Schützen. Es wird auch über erste Generationenkonflikte zu dieser Zeit berichtet. Die älteren Mitglieder wünschten sich eher ernstere Musik, während die jüngeren Musiker lieber zum Tanze aufspielten und so die Vereinskasse für den Instrumentenkauf äufnen wollten.

Die Geschicke der Musikgesellschaft sind mit denjenigen der politischen Gemeinde Möriken-Wildegg eng verbunden. Die Musikgesellschaft hat die Dorfbevölkerung schon immer bei allen wichtigen öffentlichen Anlässen und Feiern begleitet. So gehören Musikabende, Jubilarenkonzerte und Auftritte am Jugendfest fix ins Kulturprogramm der Gemeinde. Nicht selten gab die Erneuerung von Instrumenten oder Uniformen Anlass zu einem grösseren Dorffest. Die Gemeinde Möriken-Wildegg war immer stolz auf ihre «Dorfmusik» und so fühlen wir uns mit dem Ort unseres Ursprunges besonders eng verbunden.

Wir sind übrigens besonders stolz darauf, dass gemäss einer vorliegenden Anekdote ein Ausgangspunkt unserer eigenen Geschichtsschreibung bei einer historischen Persönlichkeit unseres Landes liegt:

Der Schweizer Pädagoge Heinrich Pestalozzi […] besuchte sehr oft seinen Freund und hochherzigen Gönner, Herrn von Effinger, auf dem Schloss Wildegg. War das an einem Sonntag der Fall, so vernahm er oft auf seinem Gang vom Neuhof in Birr über den Chestenberg am Waldrand die Klänge von Trompeten und Hörnern. Er ging diesen Tönen nach und traf junge Mörikerburschen, die den freien Sonntag nützten, hier in Gottes freier Natur auf ihren Instrumenten zu üben. Er setzte sich zu ihnen und vergass für kurze Momente seinen Kummer, der ihn über den Berg zu seinem Freunde getrieben hatte. […] Die musikfreudigen Burschen und Männer hatten jedesmal das Gefühl, Heinrich Pestalozzi verlasse sie weniger bedrückt.